18.08.2025 von Viktor Siebert
Sporadischer Alarm 04 am Okuma MIV08-3-V5 wie eine präventive Reparatur Ausfälle dauerhaft verhindert
Der Spindle Drive Okuma MIV08-3-V5 kam mit einem sporadischen Alarm 04 an. In der Maschine trat der Fehler vor allem bei schnellen Beschleunigungen auf, manchmal erst nach längerer Laufzeit. Genau solche intermittierenden Auslöser deuten erfahrungsgemäß auf grenzwertige Isolationsstrecken, Kontaktprobleme oder thermisch abhängige Fehler im Ausgangspfad hin.
Erste Befundung
Bei der Annahme wurden Seriennummer, Vorreparaturen und Kabelführung aus dem Maschinenprotokoll dokumentiert. Sichtprüfung ergab deutliche Staub- und Kühlschmiermittelrückstände im Bereich der Ausgangsklemmen. Die Leistungseinheit wurde spannungsfrei geöffnet, die IVPB08-3 Leistungsplatine, die ICB3H Steuerplatine, die BTB71 Verbindungsplatine sowie das MIV08 Leistungsteil wurden separat erfasst.
Elektrische Eingangstests umfassten Isolationsmessung der Motorphasen gegen PE, Prüfung der Zwischenkreiskondensatoren auf ESR und Leckstrom, Kontrolle der Gate-Treiber und Optokoppler auf Symmetrie sowie eine Dioden- und Kurzschlusstestung der IGBT-Brücke.
Fehlerbild
Der Alarm ließ sich im Kaltzustand zunächst nicht auslösen. Nach thermischem Vorerwärmen und Vibrationstest traten kurzzeitige Stromspitzen an U-V-W auf. Unter der Abdeckung der Ausgangsklemmen zeigten sich dunkle Spuren an einer verschmutzten Isolationsstrecke. Typisch für eingesaugten Ölnebel: Bei Wärme und Feuchte verschiebt sich die Durchschlagspannung, es kommt zu flüchtigen Teilentladungen und der Antrieb meldet Motorleistungs-Überstrom. Die IGBTs waren elektrisch gesund, der Auslöser lag in der Umgebung der Klemmen und im gealterten Snubber-Netzwerk.
Präventiver Reparaturprozess
Bewährt hat sich ein vollständiger, präventiver Ansatz. Statt nur den sichtbaren Auslöser zu beseitigen, bringen wir die Baugruppe insgesamt wieder in einen verlässlichen Grundzustand.
- Reinigung
Intensivreinigung der Baugruppen in wässriger Emulsion, Spülung mit entionisiertem Wasser, Trocknung im Umluftofen mit definiertem Temperaturschema. Anschließend Entfernung der alten Wärmeleitpaste und Neuauftrag auf dem Leistungsteil.
- Leistungsstufe
Prüfung der IGBT-Module unter Impulslast, Erneuerung der Snubber-Kondensatoren und der zugehörigen Widerstände, Nacharbeit kritischer Lötstellen im Ausgangsbereich. Drehmoment- und Widerstandskontrolle an den Klemmen.
- Ansteuerung und Schutzpfade
Vorbeugender Tausch gealterter Optokoppler, Gate-Treiber-ICs und ausgewählter Stützkondensatoren in der Treiberkette. Kontrolle der Stromerfassung und der Shunt- bzw. CT-Signale auf Linearität und Offset.
- Netzteil- und Zwischenkreis
Messung Ripple und ESR, Tausch der primär belasteten Elektrolytkondensatoren gegen 105-°C-Typen. Prüfung der Vorlade- und Entladestrecken.
- Mechanik und Luftführung
Austausch verschlissener Lüfter, Reinigung der Kühlkanäle, Erneuerung von Isolier- und Dichtmaterial im Klemmenbereich, um zukünftige Kontamination zu vermeiden.
- Dokumentation und Checklisten
Jeder Schritt wird in einer Checkliste abgezeichnet. Messwerte, Bauteilchargen, Drehmomente und Thermografien werden im Prüfprotokoll hinterlegt. Diese Arbeitsweise hat sich über Jahre bewährt und sorgt für Reproduzierbarkeit.
Testmaschine und Prüfablauf
Nach der Instandsetzung läuft der Drive an unserer Referenzmaschine mit VAC-Spindelmotor und NC-Simulator.
- Inbetriebnahme
Parameterabgleich, Funktionstest der Kommunikation, Referenzfahrten ohne Last.
- Dynamiktests
Beschleunigungs- und Bremsrampen, Sprungantworten, wiederholte Lastwechsel. Wir beobachten Phasenströme, Zwischenkreisspannung, Gate-Signale und Temperaturverläufe. Besonderer Fokus liegt auf transienten Überströmen im Millisekundenbereich.
- Thermische Zyklen
Mehrstündiger Dauerlauf mit definierter Erwärmung und Abkühlung. Ziel ist es, den ursprünglich sporadischen Fehler gezielt zu provozieren. Nach der Instandsetzung bleibt die Stromform sauber, keine asymmetrischen Peaks, kein erneutes Auslösen von Alarm 04.
- Sicherheits- und Abschlusstests
Isolations- und Hochspannungstest, Not-Stopp-Bremsung, Wiederanlaufverhalten, Logging aller Messwerte. Abschließend wird die Klemmenabdeckung mit einer Feuchte- und Ölnebelbarriere versehen.
Ergebnis
Der Antrieb verhält sich unter Kalt- und Warmbedingungen stabil. Die Ursache war eine Kombination aus verschmutzten Isolationswegen an den Ausgangsklemmen und gealterten Dämpfungselementen im Ausgangsnetzwerk. Durch die präventive Überarbeitung ist nicht nur der akute Fehler behoben, sondern auch die Alterungsreserve wiederhergestellt.
Was der Kunde präventiv tun kann
- Schaltschrankhygiene sicherstellen
Filtermatten regelmäßig wechseln, Luftwege frei halten, Ansaugung nicht in Richtung Kühlschmiermittelnebel platzieren.
- Lüfter und Temperaturen prüfen
Lüfter jährlich kontrollieren und rechtzeitig tauschen. Temperaturen der Leistungsmodule und des Kühlkörpers im Wartungsplan überwachen.
- Kabel und Klemmen inspizieren
Motor- und Erdungsleitungen auf Quetschungen und Isolationsschäden prüfen. Klemmen mit Drehmomentschlüssel nachziehen. Terminalboxen am Motor dicht halten.
- Feuchtigkeit und Ölnebel fernhalten
Dichtungen an Gehäusen und Abdeckungen prüfen. Keine Druckluftreinigung direkt auf offene Elektronik, da Partikel und Feuchte eingetragen werden.
- Regelmäßige Isolationsmessung
Megger-Messung der Motorphasen gegen Erde im Stillstand. Grenzwerte dokumentieren und Trends beobachten.
- Zwischenkreis-Gesundheit beobachten
Sichtkontrolle auf geplatzte oder gewölbte Kondensatoren, periodische Messung von Ripple unter Last.
- Parameter und Beschleunigungen
Parameter nicht unnötig auf maximale Dynamik drehen. Sanfte Rampen verringern Stromspitzen und thermische Belastung.
- Regenerationspfad prüfen
Dimensionierung und Zustand des Bremswiderstands kontrollieren, Kabelwege kurz halten.
- Ersatzlüfter und Filter vorrätig halten
Verschleißteile als Set lagern. So lassen sich Stillstände verkürzen.
- Präventive Überholung einplanen
Je nach Laufzeit und Umgebung nach fünf bis sieben Jahren eine vorbeugende Überarbeitung einplanen. Das ist planbar, kalkulierbar und schützt vor Folgeschäden an Spindel und Netzteil.
Fazit
Sporadische Alarm-04-Meldungen sind selten Zufall. Sie zeigen, dass irgendwo an der Grenze gearbeitet wird, oft begünstigt durch Verschmutzung, Wärme und Alterung. Mit einer systematischen Befundung, einer vollständigen präventiven Instandsetzung und belastbaren Tests lässt sich die Spindelachse wieder verlässlich betreiben. Entscheidend ist die Pflege im Alltag. Wer Schränke sauber hält, Luftwege sichert, Kabelwege schützt und Verschleißteile rechtzeitig tauscht, verlängert die Lebensdauer seiner Antriebstechnik und bewahrt die Maschine vor teuren Stillständen.
Preis und Lieferzeit für Spindle Drive Okuma MIV08-3-V5
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📞 Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie Fragen zu Ihrer Mitsubishi-Antriebstechnik haben. Unser erfahrenes Team steht Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.
Gerätedaten (technische Spezifikationen):
Parameter | Wert |
---|
Modell | Okuma MIV08-3-V5 |
Bestellnummer | 1006-2257 |
Nennleistung | 7.5 kW (10 HP) |
Eingangsspannung | 300 VDC (Versorgung vom MPS/MPR Power Supply) |
Steuerspannung | 24 VDC (Kontrollstromversorgung) |
Abmessungen (H×B×T) | 380 × 100 × 325 mm |
Gewicht | ca. 7.3 kg (16.1 lbs) |
Motortypen | VAC Motoren (VAC 7.5 / 5.5 kW typisch) |
Einsatzumgebung & kompatible Geräte
- Eingebaut in CNC-Maschinen von Okuma (Drehmaschinen, Bearbeitungszentren).
- Arbeitet mit VAC-Spindelmotoren im Leistungsbereich 7.5 kW.
- Benötigt externe MPS oder MPR Power Supply Unit zur Versorgung mit 300 VDC und 24 VDC.
- Kommunikation über Servo Link, Encoder Link und Converter Link zum NC-System.
- Umgebungsbedingungen:
- Temperatur: 0–55 °C
- Relative Luftfeuchtigkeit: < 90 % (nicht kondensierend)
- Muss in einem geschlossenen, staub- und feuchtigkeitsgeschützten Schaltschrank betrieben werden.
Funktionsbeschreibung
Das MIV08-3-V5 ist ein Inverter (Spindle Drive) zur Ansteuerung von Okuma VAC-Spindelmotoren.
Wesentliche Funktionen:
- Regelung von Drehzahl und Drehmoment.
- Ansteuerung über NC-Controller via Servo-Link.
- Überwachung von Strom, Spannung, Temperatur und Motordaten.
- Schutzfunktionen wie Überstrom, Überlast, Überhitzung und Encoderfehler.
- Diagnostik über 7-Segment-Anzeige (Normalbetrieb, Alarme, Warnungen).
Alarmmeldungen und Troubleshooting
Alarm Nr. | Beschreibung | Ursache | Lösung |
---|
04 | Motor power line over current | Überstrom am Motor (Kurzschluss, Lagerschaden, falsche Last) | Motor prüfen, ggf. Drive ersetzen |
05 | Inverter overheat | Kühlung unzureichend, Lüfter defekt, Umgebung zu warm | Lüfter prüfen, Kühlung verbessern |
06 | Inverter overload | Last über Nennwert, Spindel blockiert, falsche Daten | Belastung reduzieren, Servo-Daten prüfen |
07 | Commercial power source error | Netzspannung außerhalb Toleranz | Netzspannung und Zuleitungen prüfen |
09 | Motor winding changeover error | Schaltfehler an Motorwicklung, Timeout, Servo-Daten-Fehler | Winding-Changeover-Magnet prüfen |
10 | Encoder communication error | Kabeldefekt, Encoder gestört | Encoder/Kabel prüfen und ersetzen |
11 | Encoder error | Keine Positionsrückmeldung | Motorencoder austauschen |
12 | Encoder initialization error | Initialisierung fehlgeschlagen, Kommunikationsfehler | Encoder & Kabel prüfen, MIV ggf. tauschen |
20 | Motor overheat | Temperatur > zulässig | Motorlast reduzieren, Lüftung prüfen |
32 | Speed deviation too large | Abweichung zwischen Soll- und Ist-Drehzahl zu groß | Belastung reduzieren, Encoder prüfen |
Bestandteile
Name | Bezeichnung auf Platine | Menge |
---|
Steuerplatine | ICB3H | 1 |
Leistungsplatine | IVPB08-3 | 1 |
Verbindungsplatine | BTB71 | 1 |
Leistungsteil | MIV08 | 1 |