14.09.2025 von Viktor Siebert
Okuma MIV01-1-B1 Servo Drive Unit + Technische Analyse und Reparaturpraxis
Als das Gerät bei uns eintraf stand bereits eine klare Beobachtung im Raum. Der Kunde beschrieb ein Verhalten das jeder erfahrene Maschinenbediener sofort ernst nimmt. Der Motor vibrierte so stark dass die gesamte Maschine spürbar in Schwingung geriet. Werkstückoberflächen wurden rau Positionen liefen auseinander und selbst im Eilgang war keine saubere Bewegung mehr zu erreichen. In der Werkhalle hatte man folgerichtig den Motor in Verdacht. Ein neuer BL-Motor wurde bestellt montiert vermessen. Doch das Verhalten blieb unverändert. Das sorgte für Verunsicherung. Ein Austauschgerät vom OEM wurde angeboten die Kosten waren hoch und der Nutzen unklar.
Wir halten uns bei solchen Fällen konsequent an bewährte Vorgehensweisen. Zuerst reproduzieren wir das Fehlerbild unter kontrollierten Bedingungen. Unsere Okuma Testmaschine erlaubt es einen MIV01-1-B1 zusammen mit passendem Netzteil und Encoder Link exakt so zu betreiben wie in der Maschine des Kunden. Bereits beim ersten Anlauf zeigte sich das bekannte Muster. Die Achse lief an erreichte jedoch keinen stabilen Regelzustand und begann bei niedriger Geschwindigkeit zu ruckeln. Bei Last stieg das Ruckeln zu massiven Vibrationen an.
Die Daten der 7-Segment Anzeige gaben keine eindeutige Klarheit. Das ist typisch. Nicht jeder Regelfehler löst sofort einen harten Alarm aus. Entscheidend ist dann die systematische Untersuchung entlang unserer Checkliste. Mechanik ausschließen Stromversorgung verifizieren Servo Link prüfen Encoder Link prüfen Zwischenkreis beobachten. Die Spannungen lagen im Soll die Kommunikation blieb stabil. Somit fokussierten wir uns auf den Leistungsweg und die Endstufenansteuerung.
Das MIV01-1-B1 ist robust konzipiert. Trotzdem sehen wir im Feld immer wieder altersbedingte Schwachpunkte. Hohe thermische Zyklen setzen Leistungshalbleitern und Pufferkondensatoren zu. Gerade wenn Lüfter und Luftführung über Jahre verschmutzen steigt die Bauteiltemperatur und die Reserve schrumpft. In der Ansteuerung der Treiberendstufe fanden wir Auffälligkeiten. Bauteile im Gate-Treibpfad zeigten gealterte Kennwerte. Der Leistungspfad selbst hatte bereits Vorschädigungen. Unter bestimmten Lastprofilen kam es zu asynchroner Stromverteilung in den Phasen. Das erklärt das Ruckeln und die Vibrationen auch ohne sofortigen Schutzstopp.
Wir entschieden uns für eine umfassende Überholung nach unserem Standard. Das Gerät wurde vollständig gereinigt Leiterplatten wurden gewaschen und getrocknet die Kühlflächen aufbereitet. Die Pufferkondensatoren im Zwischenkreis wurden gegen hochwertige Neuteile mit geeigneter Temperaturklasse ersetzt. Das Transistormodul wurde erneuert. Im Treiberpfad ersetzten wir gealterte Bauteile und kalibrierten die Ansteuerung neu. Lötstellen mit mikroskopisch erkennbaren Ermüdungsrissen wurden nachgearbeitet. Parallel prüften wir die Strommesspfade da fehlerhafte Messwerte eine Regelung ebenso destabilisieren können.
Nach dem Wiederaufbau folgte der Funktionsnachweis auf der Testmaschine. Zuerst leer dann mit progressivem Lastprofil. Wir fahren dazu definierte Temperaturzyklen um das Gerät auch thermisch zu fordern. Die Achse lief nun seidenweich. Keine Vibrationen keine Aussetzer. Die 7-Segment Anzeige zeigte den erwarteten Übergang der Startphasen und stabile Betriebsmodi. Zur Absicherung führten wir Langzeittests mit wechselnden Vorschubprofilen und kurzen Rastmoment-Provokationen durch. Auch dabei blieb der Regelkreis ruhig und spurtreu.
Alle Schritte dokumentierten wir in Checklisten und Prüfprotokollen. Diese Dokumentation ist keine Formalität. Sie macht die Arbeit nachvollziehbar und wiederholbar. Genau diese Disziplin die schon früh in der Werkzeugmaschinenwelt gepflegt wurde verschafft heute die Zuverlässigkeit im Feld. Der Kunde erhielt das Gerät inklusive Prüfbericht zurück und setzte es wieder in der Maschine ein. Der Effekt war unmittelbar. Die Bearbeitungsqualität kehrte zurück die Schwingungen waren verschwunden und die Mitarbeiter konnten wieder im gewohnten Takt produzieren.
Was bleibt als Lehre. Nicht jedes Vibrationsproblem ist ein Motorproblem. Gerade bei älteren Antrieben ist die Kombination aus thermischer Alterung und verschmutzter Kühlung ein Nährboden für Grenzfälle im Leistungsweg. Wer hier frühzeitig handelt spart Stillstand und Folgeschäden.
Präventive Maßnahmen für den Kunden
- Schaltschränke regelmäßig reinigen und die Luftwege freihalten
- Lüfter auf Funktion prüfen und rechtzeitig ersetzen Ersatzteilnummern sind im Manual hinterlegt
- Isolationsmessungen an Motor und Kabeln zyklisch durchführen
- Dichtungen an Gehäusen und Kabeldurchführungen prüfen um Öleintrag zu vermeiden
- Fehlercodes zeitnah dokumentieren besonders 01 03 04 05 06 10 11 12 21 und Ursachen verfolgen
Fazit
Die 1.0 kW Achse zeigte eindrucksvoll wie sensibel Regelkreise auf gealterte Leistungspfade reagieren. Mit einer Überholung nach bewährtem Muster gewinnt der Antrieb seine Stabilität zurück. Wer die Grundpflege ernst nimmt verlängert die Lebensdauer und schützt die Maschine vor Folgeschäden.
Weitere Informationen wie Preis, Lieferzeit zum: Okuma MIV01-1-B1 Servo Drive Unit
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Technische Spezifikationen
Parameter | Wert |
---|
Gerätetyp | Okuma MIV01-1-B1 1-Achs Inverter für BL-Motoren |
Teilenummer | 1006-2211 |
Achsleistung im Einsatzfall | 1.0 kW |
Typischer Motorbereich laut OEM Kombinationsübersicht | 0.75 kW bis etwa 1.8 kW mit BL-Motoren der MC-Serie |
Einsatzumgebung und kompatible Geräte
Die MIV01-1-B1 arbeitet in Okuma Drehmaschinen und Bearbeitungszentren als Vorschubantrieb einer Achse. Sie wird über den Servo Link mit der OSP Steuerung gekoppelt und vom DC-Netzteil MPS oder MPR mit 300 V DC und 24 V DC versorgt. Typisch ist der Einsatz mit BL-Motoren im Bereich 0.75 bis etwa 1.8 kW.
Funktionsbeschreibung
Die Einheit übernimmt die Leistungsumsetzung und Regelung für Drehmoment Geschwindigkeit und Position des BL-Servomotors. Sie tauscht Soll- und Istwerte mit der OSP über den Servo Link aus und meldet ihren Zustand über die 7-Segment Anzeige inklusive Startphasen Betriebsmodi und Fehlercodes.
Alarmmeldungen und Troubleshooting
Alarm | Beschreibung | Typische Ursache | Zielführende Maßnahme |
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01 | Power Supply Unit Error | MPS MPR meldet Fehler Spannungen Status | Einspeisung prüfen MPS MPR tauschen Drive prüfen |
03 | Inverter DC Bus Voltage Error | DC-Bus zu hoch oder zu niedrig | Netz prüfen MIV und MPS MPR prüfen |
04 | Motor Power Line Overcurrent | Überstrom im Motorpfad | Motor Leitung Drive prüfen |
05 | Inverter Overheat | Temperatur im Inverter zu hoch | Lüfter Umgebung Last prüfen |
06 | Inverter Overload | Dauerhafte Überlast | Last reduzieren Parametrierung prüfen Drive prüfen |
07 | Commercial Power Source Error | Eingangsnetz fehlerhaft | Netzqualität Leitungslängen Querschnitte checken |
10 | Encoder Communication Error | Störung im Encoder Link | Kabel Stecker Encoder Drive prüfen |
11 | Encoder Error | Positionsdaten fehlen | Motorencoder tauschen Kabel prüfen |
12 | Encoder Initialization Error | Initialisierung scheitert | Verkabelung Encoder Parameter prüfen |
21 | Servo Link Communication Error | Kommunikation OSP zu MIV gestört | Servo Link Kabel FCP Board Drive prüfen |
Bestandteile
Art | Bezeichnung auf Platine | Menge |
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Steuerplatine | ICB1 oder E4809-770-107-F | 1 |
Leistungsplatine | IVPB01 | 1 |
Verbindungsplatine | E4809-045-209A | 1 |
Leistungsteil | MIV0303 | 1 |